Ein Kollaps des Gesundheitssystems droht
Mindestens jeder Zehnte in den Townships Kenias ist HIV-infiziert, eine Zahl, die man in vielen Ländern in Ostafrika findet. Dazu kommen Millionen, die an Tuberkulose erkrankt sind, an Malaria, Cholera oder dem Dengue-Fieber. Ist ihr Immunsystem imstande, dem Corona-Virus standzuhalten?
Kenias Gesundheitswesen ist auch in normalen Zeiten unzureichend und im Gegensatz zu Deutschland keinesfalls dazu in der Lage, einer akuten Belastung, wie z.B. durch das Corona-Virus, lange standzuhalten. In Deutschland gibt es laut OECD Angaben, im Jahr 2019 insgesamt rund 690.000 Krankenhausbetten und ca. 28.000 Intensivbetten. In Kenia gibt es hingegen lediglich knapp 714 Krankenhausbetten und 133 Intensivbetten für die 51 Mio. große Bevölkerung. Und wo in Deutschland insgesamt ca. 360.000 Ärzte praktizieren, sind es in Kenia lediglich 10.000 Ärzte.
Zudem fehlen für die Bekämpfung der Corona-Pandemie in Kenia neben Beatmungsgeräten vor allem medizinisches Verbrauchsmaterial, wie Masken, Schutzanzüge, Laborchemikalien und Handschuhe. Der Großteil muss derzeit für zum Teil überhöhte Preise importiert werden. An neue Beatmungsgeräte ist nur schwer zu kommen. Zur knappen Lieferkapazität der Hersteller und fehlendem Geld in Kenia kommt noch ein Mangel an einer geeigneten Infrastruktur für die Geräte, wie Isolierräume in den Krankenhäusern, geschultes Bedienpersonal sowie Spezialisten wie beispielsweise Intensivärzte. Angesichts dieser beschränkten Kapazitäten des kenianischen Gesundheitssystems, wären dessen Einrichtungen bei rasant steigenden Infektionszahlen binnen kürzester Zeit überfordert. Ein Kollaps des Gesundheitssystems wäre die Folge.
Zugang zu einer Versorgung aus diesen teuren Krankenhäusern haben ohnehin nur wohlhabendere in Kenia lebende. Doch auch hier dürften die Beatmungsplätze jedoch schnell ausgeschöpft sein, sodass selbst Patienten mit viel Geld keine Garantie auf eine gute Versorgung haben dürften.
Hohe Schuldenlast – Fehlender Investitionsspielraum für die kenianische Bevölkerung
Ein rascher Ausbau der Gesundheitsversorgung, Hilfsprogramme für die Bevölkerung und für die heimischen Unternehmen wären notwendig. Allerdings ist die kenianische Regierung schlichtweg nicht dazu in der Lage, Investitionen in der erforderlichen Höhe zu tätigen. Der Staat hat sich in den vergangenen Jahren durch eine expansive Ausgabenpolitik massiv verschuldet. Lagen die Schulden laut dem International Monetary Fund (IMF) im Jahr 2007 noch bei etwa 38 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, hatten sie 2019 bereits ein Niveau von über 60 Prozent erreicht. Bereits vor der Krise berichteten Unternehmen über zunehmende Zahlungsverzögerungen bei staatlichen Aufträgen. Doch auch ohne den angehäuften Schuldenberg wäre ein im weltweiten Vergleich eher armes Land wie Kenia kaum dazu in der Lage, milliardenschwere Konjunktur-, Hilfs- und Gesundheitsprogramme nach Vorbild der Industriestaaten aufzulegen.
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